Stanza della Segnatura (Saal der Signatur) - Die Schule von Athen

In diesem kurzen Beitrag nehmen wir ein weiteres Fresko der Stanza des Raffael in Augenschein, das der Philosophie gewidmet ist und nach alter Tradition unter dem Namen „Die Schule von Athen“ bekannt ist.

ITALIEN

5/17/20253 min lesen

In diesem kurzen Beitrag nehmen wir ein weiteres Fresko der Stanza des Raffael in Augenschein, das der Philosophie gewidmet ist und nach alter Tradition unter dem Namen „Die Schule von Athen“ bekannt ist. Das ursprünglich von Papst Julius II. in Auftrag gegebene und 1511 fertiggestellte Gemälde erreicht eine Höchstbreite von 7,70 m und führt uns in einen monumentalen Innenraum, der so angelegt bzw. ausgemalt ist, dass dem Betrachter ein Gefühl oder Anschein von Räumlichkeit vermittelt wird. Raffaels „Trompe-l’œil“- oder illusionistische Malerei täuscht diese räumliche Tiefe vor und ist bezeichnend für die Wiederentdeckung und Weiterentwicklung des perspektivischen Malens, das während des Renaissancezeitalters stattfand.

An der „Schule von Athen“ erkennt man ganz deutlich die Anwendung der Grundsätze der Zentralperspektive – alle Elemente des Gemäldes sind auf einen zentralen Punkt, den sogenannten Fluchtpunkt, ausgerichtet. Und je entfernter ein Gegenstand vom Betrachter ist, desto kleiner erscheint er, was den Eindruck von Tiefe erweckt. Man kann es sich folgendermaßen vorstellen: Blickt man auf eine gerade Straße, scheinen sich die seitlichen Begrenzungslinien in der Ferne zu treffen – obwohl sie in Wirklichkeit parallel verlaufen.

In der Renaissance (14.–16. Jahrhundert) strebten Künstler nach größerer Naturnähe und räumlicher Tiefe in ihren Darstellungen. Die sogenannte Zentralperspektive wurde dabei zu einem zentralen Mittel. Um 1415 formulierte der italienische Architekt und Künstler Filippo Brunelleschi erstmals die Prinzipien der linearen Perspektive experimentell. Kurz darauf beschrieb Leon Battista Alberti diese in seinem Werk De pictura (1435) theoretisch – ein Meilenstein der Kunstgeschichte.

Mit diesem Bild, das Teil eines Freskenzyklus ist, der neben der Schule von Athen den Parnass, die Disputa des Allerheiligsten Sakramentes und die Kardinals- und Gottestugenden umfasst, wollte man an die griechische Philosophie anknüpfen und das Denken des Altertums als Ursprung der europäischen Kultur sowie ihrer Philosophie und Wissenschaften hervorheben – ja sogar verherrlichen.

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Platon und Aristoteles, wohl die bedeutendsten unter den Hauptphilosophen. Die Aufschriften ihrer Bücher verraten uns die Identität dieser beiden Gestalten. Auf dem Fresko sind ebenfalls Sokrates, Diogenes und einige andere leicht wiederzuerkennen. Die überwiegende Zahl der in der Philosophiehalle Versammelten bleibt jedoch namenlos – in den Dienst freier künstlerischer Gestaltung gestellt.

Besonders schön zeigt sich in der Schule von Athen das Zusammenspiel von Forschen und Lernen, von Aufnehmen und Verstehen – gut zu erkennen an der Gruppe der Geometer auf der rechten Seite des Bildes. Die Figuren auf der oberen Plattform stehen eher für das analytische Denken, während die unteren Gruppen mehr das praktische, zusammenführende Denken darstellen. Doch was dieses Fresko vor allem auszeichnet, ist die klare und ausgewogene Komposition: Alle Figuren sind kunstvoll miteinander verbunden, und es wirkt, als würde ein lebendiger Bewegungsfluss durch das ganze Bild fließen.

Im Unterschied zur Disputa ist der Schauplatz hier einheitlich gestaltet. Die große Halle, die an die Pläne Bramantes für den Petersdom erinnert, vermittelt ein Gefühl von Weite und Raum – so überzeugend, dass man kaum bemerkt, dass die obere Bildhälfte inhaltlich leer bleibt. Wie bei Leonardos Abendmahl nutzt Raffael die Architektur, um die Hauptfiguren hervorzuheben: Platon und Aristoteles stehen im Licht des letzten Bogens, und alle Linien der Perspektive führen genau auf sie zu.

Beeindruckend ist auch der Gegensatz zwischen dem lebendigen, bewegten Vordergrund und dem ruhigeren Hintergrund mit vielen stehenden Figuren. Die Treppe verbindet beide Bereiche, und die Gestalten darauf sorgen für fließende Übergänge. Besonders gelungen ist die Gruppe links, die ein feines Gleichgewicht schafft. Durch diese klare Ordnung und die ruhige Schönheit der Darstellung bleibt Raffaels Schule von Athen eines der größten Meisterwerke der Kunstgeschichte.

Die Schule von Athen

die schule von athen
bild von Escarlati auf wikipedia

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bild von Escarlati auf wikipedia

Die Schule von Athen
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